Foto-Community’s und soziale Netzwerke – Massengrab für Fotos?

Ach was war das früher (in der analogen Zeit) so schön, wenn man aus dem Urlaub zurück kam, seinen Film aus der Kamera genommen hat und die Bilder nach 14 Tagen vom Entwickeln abholen konnte. Manchmal hat es aber bis zur nächsten Familienfeier, Ostern, Weihnachten oder bis zum nächsten Urlaub gedauert bis man festgestellt hat, ach da ist ja noch ein Film in der Kamera, was mag da wohl drauf sein?! Meistens war man nach dem Urlaub oder zu der Gelegenheit wo man fotografiert hat zu geizig den Film aus der Kamera zu nehmen „da sind ja noch 4 Bilder drauf die ich machen kann“ 😉
Wenn man dann die Fotos hatte (es gab auch noch Dia’s, aber ich war ein Foto-Fan) verschwanden sie nach dem ansehen bis zum nächsten Winter in einer Schublade, um dann evtl., wenn es draußen schmuddelig war, in ein Fotoalbum eingeklebt zu werden. Viele Fotos fristeten aber in jener Schublade ein trauriges Dasein. Ich selber habe auch einige Fotalben. Ich habe mir sogar vor einiger Zeit wieder mal eins angesehen, dass von unserer Hochzeit. Und von diesen Schubladen habe ich auch einige und in denen wühle ich sogar immer mal wieder. Da kommen sehr schöne Erinnerungen bei hoch.

Ja, ihr digital natives, ihr habt richtig gehört: Film, entwickeln, Dia’s, in Fotoalbum einkleben, Schublade mit Fotos… das war so im letzten Jahrhundert!

Heute, in unserem digitalen Zeitalter, ist das ganz anders. Jeder trägt heute mit seinem Smartphone eine Kamera mit sich rum. Es wird geknippst was das Zeug hält und der Speicher her gibt. Man muss sich keine Gedanken mehr machen, nehm ich jetzt einen 12er, 24er oder doch vielleicht einen 36er Film? Für alle die nach 1990 geboren sind, die Zahlen bedeuten die Anzahl der Fotos die man machen konnte 😉
Und dann, was macht man dann mit dem Foto? Na klar, evtl. noch durch eine App geschickt einen coolen Bildlook, einen Rahmen drum rum oder die Haut glatt gebügelt (weil man noch die dicken Ringe unter den Augen hat weil’s mal wieder später war gestern Abend – ja, solche App’s gibt’s wirklich) und ab damit zu Facebook, Twitter, Instagram & Co. Und damit ab ins Massengrab der Menschheit für Fotos!

Warum Massengrab? Ich will jetzt nicht mit Zahlen um mich werfen aber ich möchte gerne ein paar nennen. Seit Oktober 2005 – ab da konnte man bei Facebook Fotos hochladen – wurden 400 Milliarden (400.000.000.000!) Fotos bei Facebook geteilt. Und täglich kommen ca. 350 Millionen (350.000.000) dazu! Ein Zulieferer ist auch z.B. Instagram. Aber nicht alle der täglich ca. 50 Millionen geteilten Fotos bei Instagram landen auch in Facebook, sondern nur wenn man das möchte. Nimmt man alle sozialen Netzwerke und nicht zu vergessen Chat-Dienste wie z.B. WhatsApp und Snapchat zusammen, werden täglich über 1 Billion (1.000.000.000.000) Fotos im Internet versenkt. Von Google+ habe ich noch gar nicht gesprochen aber das ist für mich ein bisschen inzwischen ein Sonderding. Dazu aber noch später.

Das zu den Zahlen und zum Massengrab. Was mich aber eigentlich umtreibt bzw. was ich in dem Beitrag schreiben wollte ist das Thema, dass man sich als (Hobby)Fotograf so seine Gedanken macht was ein Foto überhaupt noch wert ist. Seien wir mal ehrlich, wenn man heute ein Foto bei Facebook teilt, ist es morgen schon nicht mehr aktuell und schon wieder vergessen. Das Foto brauch man auch nicht mehr unbedingt auf seiner Internetseite zu zeigen „das kenne ich schon, ist alt“ – es ist verbrannt.

Aber was gibt es noch für Möglichkeiten seine Fotos der breiten Masse und evtl. einem gleichgesinnten, „fachkundigen“ Publikum zu zeigen. Da kommen jetzt die Foto-Communitys ins Spiel. Hier gibt es z.B. Picasa (von Google), Flickr (von Yahoo – ja die gibt’s noch) und die deutschsprachige Foto-Community. Ich bin dort auch vertreten, wobei ich Flickr nicht wirklich nutze. Bei der Foto-Community handelt es sich inzwischen um eine der größten Foto-Communitys der Welt. Hier wird sogar richtig viel getan für seine Mitglieder. Es werden z.B. Workshops organisiert und es gibt sogar eine Mitgliederzeitschrift die man abonnieren kann. Hier kann man auch fachkundige (und auch nicht fachkundige) Kritik für seine Fotos bekommen. Aber meines Erachtens verkommt die Foto-Community inzwischen auch langsam zu einem Massengrab. Was da mittlerweile als ernsthafte Fotografie hochgeladen wird, ist manchmal nicht mehr schön anzusehen.

Wie ich schon erwähnte gibt es auch noch Google+. Am Anfang als Konkurrent zu Facebook gedacht, entwickelt sich das Netzwerk aber langsam zu einer riesengroßen Foto-Community mit zig Unter-Communitys. Das Modell ist ein anderes wie bei Facebook. Jeder hat, wie bei Facebook auch, ein eigenes Profil. Aber jeder kann, wenn er möchte, eine Community gründen ähnlich der Gruppen wie in Facebook. In Google+ gibt es für alles mögliche und für alles nicht mögliche Communitys und auch sehr viele Foto-Communitys. Da gibt es eine Community für Landschaftsfotografen, für schwarz/weiß Fotografen, Porträtfotografen, Streetfotografen, 50mm-Fotografen usw.. Wahnsinn was sich da entwickelt hat. Die Qualität ist da zum Teil sehr hoch, aber sehr oft auch jenseits von gut und böse. Was für mich am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig war ist die Tatsache, dass alle bei G+ geteilten Fotos automatisch bei der Foto-Plattform von Google nämlich Picasa landet. Und damit natürlich auch in der übergalaktischen Suchmaschine und Datenverwertungszentrale von Google.

Kommentar verfassen